Diary

Posts getaggt mit on the road
ōlelo hawaiʻi

2023, november 19, honolulu

hawaiianische sprache klingt so lecker, weil sie nach bubbles schmeckt. als kind wollte ich am liebsten nur die löcher im käse essen oder nur die löcher in der luftschokolade. so schmeckt der klang von ōlelo hawaiʻi. luftig, bubbly, als ob ich endlich nur die leckeren löcher essen darf.

kiss and ride

2023, july 27, saigon/ho chi minh city

noch auf durchreise. hier am flughafen habe ich schilder gesehen, die heißen „well-wishers gallery“. also schilder für die zonen, in denen sich menschen von ihren liebsten verabschieden, bevor sie ins flugzeug steigen. in den usa hab ich auf parkplätzen ähnliche schilder gesehen, nämlich „kiss and ride“. also parkplätze, wo man nur kurz stehen bleibt, um jemanden abzuholen oder zu verabschieden. ich wünschte mir, dass wir solche schilder auch in deutschland hätten. schilder, die ein bisschen mehr wonderland verbreiten. 

layover in saigon

2023, july, 27, saigon/ho chi minh city

die luft hier cremt mich ein wie lotion. auf dem markt denken alle, ich bin vietnamesisch. sie fragen: „you vietnam?“ sie sagen, ich sehe aus, wie eine von ihnen. manche sprechen mich sogar direkt auf vietnamesisch an und sind überrascht, dass ich nichts verstehe. an einem marktstand mit lauter buddhafiguren und mobiles sagt mir die verkäuferin, das einzige, was sie auf deutsch kann, ist „langsam, langsam!“. das ist lustig, weil u. mir gestern erzählt hat, dass „langsam, langsam“ die ersten worte waren, die sie auf indonesisch gelernt hat, als sie auf bali gelebt hat. damit sie das zum moped-taxi-fahrer sagen konnte, wenn sie hinten drauf saß. nach dem markt fahre ich in eine andere ecke der stadt, die mir als palmen-grün und urlaubsmäßig mit „bali vibes“ beschrieben wurde. im taxi gucke ich aus dem fenster. am straßenrand verkauft ein mann goldfische. sein motorrad ist voll beladen mit durchsichtigen wassergefüllten tüten, in denen die goldfische schwimmen. ich weiß eigentlich nicht, ob es goldfische sind, aber jedenfalls sehen sie von weitem aus wie typische fische, die man aus einem goldfischglas kennt. unter einer brücke hat sich jemand mit matratze und bunten decken eingerichtet. über seinem gemach hat er ein gelbes poster an der brückensäule geklebt. darauf steht „you can‘t copyright vibe“.

train to berlin

2023, june 8, frankfurt-berlin

im zug. eine frau im schlabberlook seufzt laut beim hinsetzen. es macht mich glücklich, wenn leute seufzen, wenn sie sich in den sitz fallen lassen. es klingt immer nach einem richtig guten feierabend mit befriedigender erschöpfung in den knochen. eine bockige frau in jeansjacke macht ein nickerchen und es sieht aus als ob sie ihre laune wegnickert. ihre dunkellila sonnenbrille gibt ihrem bockigen gesicht glamour, als ob sie ein star wär, der sich vor tageslicht und menschen schützt. eine andere frau knabbert seit zwei stunden an ihrer brezel; indem sie sie in kleinen häppchen isst, verwandelt sie einen mini-snack in eine richtig lange mahlzeit. zwei frauen tuscheln in der ecke, sie gestehen sich gegenseitig ihre frische liebe für chat gpt, sie senken ihre stimmen so, als ob sie erwarten geshamed zu werden, wie beim flug-shaming.