Diary

Posts getaggt mit vibes of places
ōlelo hawaiʻi

2023, november 19, honolulu

hawaiianische sprache klingt so lecker, weil sie nach bubbles schmeckt. als kind wollte ich am liebsten nur die löcher im käse essen oder nur die löcher in der luftschokolade. so schmeckt der klang von ōlelo hawaiʻi. luftig, bubbly, als ob ich endlich nur die leckeren löcher essen darf.

chinese in chatswood

2023, september 23, cammeraygal (sydney)

chinese restaurant in chatswood. wir sitzen in halbprivaten esskabinen. die tische haben eingebaute hot pot becken, in unserem brodelt eine extrascharfe brühe. ich tunke beef, tofu und riesen-glasbandnudeln rein. die kellnerin reicht uns rote schürzen und haargummis, damit wir uns weniger einsauen. in jeder ecke feiert irgendjemand geburtstag mit geburtstagsgirlanden und glitzernden luftballons am tisch. ein roboter rollt herum und beliefert die tische mit mehr essen. er bringt uns dumplings und enoki mushrooms. ein anderer roboter fährt eine knallpinke geburtstags-torte herum. zwei kellnerinnen tragen ein riesiges blinkendes board herum und laufen damit von einem geburtstagstisch zum andern. auf dem board blinken in leuchtschrift geburtstagsgrüße und herzen und so weiter. die kellnerinnen schwenken das board hin und her und singen jedem geburtstagstisch ein ständchen. sie haben haarreifen auf mit kleinen öhrchen dran. vielleicht mauseohren oder hasenohren. immerhin ist es ja das jahr des hasen. 

mir kommt es so vor, als ob asian places hier im gegensatz zu berlin oder new york keine hipster foodie places sind, sondern ein eigenes selbstversunkenes paralleluniversum. eine welt, die vielen weißen sydneysiders verborgen zu bleiben scheint. so vergesse ich momentelang, dass ich in sydney bin. und der sichuan pepper macht mir taubes kribbeln im mund und wunderbaren schwindel im kopf.

shanty in redfern

2023, september 11, gadigal (sydney)

shanty bar night in redfern. requisiten an der decke, ein rosa telefon, ein winziger kickertisch, eine art retro spielzeugauto, eine aboriginal flagge. die luft rot vom gedimmten barlicht, die menge ein tiefer, tiefer a-cappella-chor, singt und brummt. es riecht nach vorpandemie, nach fröhlich unschuldigen aerosolen. frisches, kühles bier in meinem mund, außer rand und band energy heiß in meinen schultern. später schickt mir m. eine sms: du sahst glücklich aus wie ein kind.

waiting for the hiccup

2023, august 28, cammeraygal (sydney)

die deutsche alltagskommunikation kommt mir oft so gefangen vor in einer ewigen spirale aus vorwurf und voreilender verteidigung. ich bin so sehr an diese schulddurchtränkte sprache gewöhnt, dass ich oft ganz perplex bin, wenn ich in freundlicheren gefilden der welt unterwegs bin. hier in oz überrascht es mich dann immer wieder, wenn ich einfach kein anmeckern vom house manager, busfahrer oder sprechstundenhilfe bekomme. worauf warten die denn?! ich stehe dann da, bereit angeschnauzt zu werden, aber es kommt einfach nicht. so wie wenn man schluckauf hat und er plötzlich aufhört, aber man wartet trotzdem noch auf den nächsten schluckauf.

taejongdae in busan

2023, august 11

message to a friend.

taejongdae is ein park direkt am meer. mama ist da aufgewachsen und es ist ihr lieblingsort. da kann man spazierengehen und wenn man den geheimtipp kennt, geht man irgendwann so steile stufen runter. immer weiter runter immer weiter runter, bis man an so klippen direkt am wasser kommt. da sind lauter alte, toughe, krasse koreanische ladies, die super frischen fisch verkaufen. also sie haben lauter mit wasser gefüllte plastikschüsseln, in denen lauter fische schwimmen. davon sucht man sich ein paar aus und dann verwandeln sie den blitzschnell und skrupellos von lebendigem zustand in verzehrbaren zustand. dann kann man da koreanischen schnaps und bier kaufen und überall liegen so große platten auf den klippen, auf die man sich mit all den leckereien hinsetzen kann. auf meinem profilbild siehst du, wie ich ein tablett mit ganz frischem rohen fisch trage, dazu chillies, knobi, soajasoße und wasabi und das wickelt man dann alles lecker in salatblätter und steckt es sich in den mund, während die wellen direkt neben einem gegen die klippen schlagen und man kann in der ferne ganz blass japan sehen und das meer is türkis und atemberaubend und die wellen sind wild und rauh und weiß. und es ist einer der schönsten orte der welt und ich explodiere jedes mal vor lauter glück, wenn ich da sitze und fisch esse und bier und schnaps trinke und aufs meer gucke

sydney flavours

2023, august 7, cammeraygal (sydney)

sydney: knallhellblauer unendlicher himmel, meerestürkis und harbourtürkis, tausend shades of green in wendy whitely‘s secret garden, gigantische, märchenhafte bäume an jeder straßenecke und schlaraffenlandfarbene vögel. meeresrauschen, highway rauschen, koreanisches geplapper, vögel die wie lachende affen klingen, schreiende kakadus und überall wellengeplätscher und poolgeplansche und im sommer lilane bäume und zitronenbaumgeruch. es riecht nach sauberen straßen und gezähmten menschen und asialäden. meeressalziges poolwasser auf meinen lippen. und spicy korean chicken. die sonne weckt mich jeden morgen auf und taucht das gesamte schlafzimmer in unglaubliches orangenes licht.

layover in saigon

2023, july, 27, saigon/ho chi minh city

die luft hier cremt mich ein wie lotion. auf dem markt denken alle, ich bin vietnamesisch. sie fragen: „you vietnam?“ sie sagen, ich sehe aus, wie eine von ihnen. manche sprechen mich sogar direkt auf vietnamesisch an und sind überrascht, dass ich nichts verstehe. an einem marktstand mit lauter buddhafiguren und mobiles sagt mir die verkäuferin, das einzige, was sie auf deutsch kann, ist „langsam, langsam!“. das ist lustig, weil u. mir gestern erzählt hat, dass „langsam, langsam“ die ersten worte waren, die sie auf indonesisch gelernt hat, als sie auf bali gelebt hat. damit sie das zum moped-taxi-fahrer sagen konnte, wenn sie hinten drauf saß. nach dem markt fahre ich in eine andere ecke der stadt, die mir als palmen-grün und urlaubsmäßig mit „bali vibes“ beschrieben wurde. im taxi gucke ich aus dem fenster. am straßenrand verkauft ein mann goldfische. sein motorrad ist voll beladen mit durchsichtigen wassergefüllten tüten, in denen die goldfische schwimmen. ich weiß eigentlich nicht, ob es goldfische sind, aber jedenfalls sehen sie von weitem aus wie typische fische, die man aus einem goldfischglas kennt. unter einer brücke hat sich jemand mit matratze und bunten decken eingerichtet. über seinem gemach hat er ein gelbes poster an der brückensäule geklebt. darauf steht „you can‘t copyright vibe“.

home arrival

2023, june 8, berlin

als ich in berlin ankam, steckten mir sechsunddreißig stunden flug und zugfahrt in den knochen, und jede menge wein. die luft war brutheiß und es fühlte sich an, als würden meine fettigen klamotten und haare in der sonne schmelzen. als ich in meine wohnung kam, flutete mich der altbau-vibe komplett. die hohen decken, die sonnenwarmen holzböden und meine roséfarbenen wände - der ganze feel davon trat überall in mich ein, bis in meine zehen und meine zungenspitze. es fühlte sich an, als ob jede meiner bewegungen damit aufgeladen war, jede mikrosekunde des kaffeekochens hatte das gefühl von holzböden und hohen decken und der sonne, die die räume flutete. hier kaffee zu machen, fühlt sich so anders an als in sydney oder atlanta. es fühlt sich an, als ob alle altstadthäuser europas und mozarts klavierstücke in dem kaffeeschaum leben, der entsteht, wenn ich die french press herunterdrücke.

auf meinem spaziergang zum welcome-dinner, da kam mir jede einzelne person vor wie ein kunstwerk. das hatte ich vorher noch nie so gesehen. früher war es so, wenn ich aus korea zurückkam, dass mir die leute in berlin irgendwie plötzlich tollpatschiger, grobgesichtiger und vernachlässigt erschienen, insbesondere myself. und als ich einmal aus toronto zurückkam, sahen die berliner*innen für mich irgendwie bedrückt und graugelaunt aus. als ich einmal aus atlanta zurückkam, da kam mir die berliner menschen-landschaft plötzlich so zahm, provinziell und krass weiß vor. aber jetzt, bei meiner rückkehr aus sydney, wirken hier alle unfassbar charismatisch. der ganze straßendreck, die gesamte erschöpfung in den gesichtern der leute, alles sieht aus wie kunst. der landwehrkanal wird zu einem avantgardistischen street-fashion-catwalk. alle wirken so nebenbei-hot und unglaublich cinegen. in ihren augenwinkeln und nasenlöchern verstecken sich leckere und scharfe gedanken, ganz ohne dass sie es selbst bemerken. die leute wirken, als wüssten sie nicht, dass sie eigentlich heimlich berühmte stars sind. ich will ihnen die ganze zeit zurufen: checkt ihr eigentlich, wie krass charismatisch ihr ausseht? alle menschen hier scheinen mir die stars einer cinematischen performance, genannt der kreuzberger kanal. oder katti‘s seven weeks of berlin summer.